Energiekonzept
Wichtig bereits in der Planungsphase war, den Aspekt der Energieversorgung gründlich zu betrachten – so kann im neuen Kultur- und Bildungszentrum nunmehr der gesamte Baukomplex praktisch energieautark versorgt werden. Der Energieeinsparnachweis ergab für das beheizte Volumen von knapp 23.000m3 einen Jahresprimärenergiebedarf von ca. 18 kWh pro m3 und Jahr. Durch weitere Verbesserungsmaßnahmen, wie verstärkte Wärmedämmung, ist davon auszugehen, dass dieser berechnete Bedarf in der Praxis unterschritten wird.
Wärmepumpe und Erdkollektorleitungen
Für die Wärmeversorgung wurde ein innovatives Konzept gewählt: Unter der gesamten Bodenplatte wurden Erdkollektorleitungen eingebracht, die die Wärme-lieferung der elektrisch betriebenen Wärmepumpe zu ca. zwei Dritteln abdeckt – ein Drittel der Gesamtwärmeleistung soll aus dem vorbeifließenden Seebach mittels der Wärmepumpe bedient werden. Die Nennwärmeleistung beträgt insgesamt 173 kW bei einer Leistungszahl von ca. vier. Die Wärmepumpe kann auch zur Kühlung des Gebäudes verwendet werden – bei einer Nennkälteleistung von 138 kW. Zur Spitzenlastabdeckung dient eine Nahwärmeleitung aus einem bestehenden Gas-Brennwertheizwerk der Gemeindewerke Ismaning.
Wasserkraftnutzung in Ismaning
Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Ismaning Wasserkraft als Energiequelle genutzt: Am Seebach bestanden drei Kleinwasserkraftanlagen zum Betrieb von Sägewerken oder zur direkten Stromerzeugung und zwar an der Seidl-Mühle, am Gasthof Zur Mühle und an der Mündung des Seebachs in die Isar. Die Anlage an der Mündung des Seebachs ist seit Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb; aktuell laufen hierzu Untersuchungen für eine Reaktivierung. Durchgehend in Betrieb dagegen ist die Anlage am Gasthof Zur Mühle.
Vollautomatische Wasserkraftanlage
Mit dem Bau des Kultur- und Bildungszentrums wurde auch die Kleinwasserkraftanlage reaktiviert. Das Wasserrecht war erloschen und musste neu beantragt werden; Turbine und Gebäude waren stark geschädigt; eine Sanierung war nicht möglich. Daher wurde ein entsprechend angepasster Neubau mit einer doppeltgeregelten Kaplan-Turbine vorgesehen.
Bei knapp zwei Metern Fallhöhe und einem durchschnittlichen Durchfluss von 1,6 m3/ Sekunde im Seebach ergibt sich eine elektrische Leistung von bis zu 30 kW, die eine Stromerzeugung von 180.000 kWh/Jahr bzw. den Stromverbrauch von ca. 60 Haushalten erzeugt.
Besonderer Wert wurde bei der Wasserkraftnutzung auf die ökologische Verträglichkeit, wie die biologische Durchgängigkeit, eine Fischtreppe oder eine naturnahe Uferverbauung des Seebachs gelegt.
Die Wasserkraftnutzung ist aufgrund des sehr guten „Erntefaktors“ und der sehr langen Nutzungsdauer als klimabezogen beste Stromerzeugung zu sehen.
Die Energieversorgung in eigener Hand ist seit Jahrzehnten ein wesentliches Thema der Gemeinde Ismaning. Wichtiger Baustein dabei ist der Ausbau dezentraler Energieversorgungsanlagen wie beispielsweise der Betrieb der Kleinwasserkraftanlage an der Seidl-Mühle.
Sonnenenergie zur Stromerzeugung – Fotovoltaikanlage
Auf den etwa 4,5 Meter breiten Firstkämmen der zwei Ost-West gerichteten Gebäudeflügel ist eine Fotovoltaikanlage mit ca. 20 kW Leistung in neuer Dünnschichttechnik zur Stromerzeugung installiert, die einen Ertrag von ca. 18.000 kWh/Jahr erwarten lässt. Die Fotovoltaikanlage wird damit ein Zehntel der Gesamtenergie liefern.
Ein Display – von der Brücke bei der Wasserkraftanlage für jedermann einsehbar – zeigt künftig die Leistung der Anlage an.
Ein ganzheitliches Energiekonzept
Die zwei Stromerzeugungsanlagen, Fotovoltaik und Wasserkraft, speisen aufgrund des erneuerbaren Energiegesetzes aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten direkt ins öffentliche Stromnetz der Stromversorgung Ismaning ein. Rein rechnerisch kann gleichwohl der energieautarke Betrieb des Kultur- und Bildungszentrums, sowohl was Wärme-/ggf. Kältenutzung als auch den üblichen Stromverbrauch betrifft, leicht abgedeckt werden. Voraussichtlich steht rein rechnerisch ein Viertel Überschussstrom zur Verfügung. Insgesamt ist auch bei Berücksichtigung der Spitzenlastabdeckung durch die Nahwärmeversorgung mit keinerlei zusätzlichem CO2-Ausstoß, d.h. einer ausgeglichenen CO2-Bilanz bezüglich des Betriebs der Kulturgebäude, zu rechnen.
Anteil der erneuerbaren Energien
Bildnachweis: Andreas von Mendel