Sägemühle und Transmission
Wie bei der Mühle am Kirchplatz gab es auch beim Seidl-Anwesen vermutlich von Beginn an die übliche Verbindung aus Getreide- und Sägemühle. Als 1913 das Sägewerk neu errichtet wurde, lieferte die renommierte Altöttinger Maschinenfabrik Esterer die gesamte Maschinenausstattung mit zwei Vollgattern, einer Säumsäge und einer Hobelmaschine.
In der Sägemühle wurden Balken und Bretter für die Dachstühle der meisten Ismaninger Häuser gefertigt. Besonders zur Zeit der Aufbaujahre und der Wohnungsnot nach 1945 herrschte Hochbetrieb. Über 30 Jahre, bis Mitte der 1950er Jahre, führte der „Sagler“ Joseph Breitenberger mit einigen Arbeitern den Betrieb. In kleinem Rahmen nutzte Rupert Riedmaier die Säge auch später noch für Lohnaufträge und Eigenbedarf.
Fortschrittliche Energieversorgung
Der Seebach lieferte die Energie für den Antrieb von Getreidemühle und Säge sowie für die elektrische Beleuchtung des Anwesens. Das alte Turbinenhaus aus dem Jahr 1906 nutzte die Fallhöhe des Wassers von 1,95 Metern. Eine Turbine wandelte die Wasserkraft in eine Drehbewegung um. Die Kraftübertragung erfolgte über Flachriemen, mit der „Transmission“ verteilte man die Bewegung auf die einzelnen Maschinen.
Bei der Neugestaltung der Anlage wurde das Herzstück des Sägewerks – Gatter und Transmission – in den Gebäudekomplex integriert. Vom Lesecafé der Bibliothek aus lenken Fenster den Blick auf die beiden Sägegatter, die sich über zwei Ebenen erstrecken. Das historische Riemengetriebe wurde ebenfalls rekonstruiert und findet in der neuen Wasserturbine, die heute das Kultur- und Bildungszentrum mit Energie versorgt, sein zeitgemäßes Pendant.
Bildnachweis: Gemeinde Ismaning